Studium Generale: Schreiben und Forschen über Grenzen und Unterschiede: Interdisziplinäre Perspektiven
In den letzten Jahren werden in vielen gesellschaftlichen Bereichen althergebrachte Hierarchien in Frage gestellt. Forderungen nach gerechterer Teilhabe und der Sichtbarmachung von Stimmen, die bislang unterrepräsentiert waren, werden etwa in Wissenschaft, Journalismus und literarischem Feuilleton lauter. Dabei erscheinen Autor*innen zunehmend nicht nur als Individuen, sondern als Träger*innen kollektiver Identitäten – etwa als Schwarz, jüdisch, queer oder armutsbetroffen. Diese Identitäten werden dann für die Produktion und die Rezeption ihrer Texte relevant gemacht. Das wirft grundlegende Fragen nach der gerechten Produktion von und dem gerechten Zugang zu Wissen auf: Wer darf, kann oder sollte was über wen schreiben?
Veranstaltungsdetails
Aktuelle Auseinandersetzungen über diese Fragen sind Ausdruck tieferliegender struktureller Umbrüche: Institutionen wie Universitäten oder Verlage müssen sich vor dem Hintergrund feministischer, post-/dekolonialer, queerer und antirassistischer Bewegungen neu orientieren. Diese Dynamik hat ethische, ästhetische und wissenschaftstheoretische Implikationen und bringt ganz konkrete Folgen für das (kreative, forschende, berichtende) Schreiben mit sich.
Die Vorlesungsreihe bringt Forschende aus verschiedenen Bereichen der Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen, die die Frage nach der neuen politischen Relevanz der Identität und Positionierung von Autor*innen in den Blick nehmen. Dabei betrachten sie Konsequenzen für die jeweiligen wissenschaftlichen Felder und das eigene wissenschaftliche Arbeiten aus unterschiedlichen Perspektiven (und jeweils ganz eigenen Positionierungen) heraus.Organisation: Zentrum für Gender- und Diversitätsforschung
18.04.2024 Erzähle ich von mir, erzähle ich von der Welt: Autosoziobiographie und Gegenwartsliteratur
PD Dr. Gero Bauer, Zentrum für Gender- und Diversitätsforschung, Tübingen
25.04.2024 Wer schreibt, bleibt? Medien als Austragungsorte publizistischer Kontroversen über ‚kulturelle Aneignung‘ und ‚Canceln‘
Prof. Dr. Martina Thiele, Institut für Medienwissenschaft, Tübingen
02.05.2024 Notes on the Abolition of 'the African Slave Trade' by European Crusaders (Vortrag auf Englisch)
Jun.-Prof. Dr. Jacky Kosgei, Englisches Seminar, Tübingen
16.05.2024 Reading Across Difference: Diversität, Autorschaft und die germanistische Literaturwissenschaft in Deutschland
Prof. Dr. Sigrid G. Köhler, Deutsches Seminar, Tübingen
06.06.2024 “I am, I am, I am”: Repräsentation, Selbst-Repräsentation und Intersektionalität in autobiographischen Erzählungen
Mrunmayee Sathye, MA, Deutsches Seminar, Tübingen
13.06.2024 Schreiben in Mitteleuropa: Große Erzählerinnen in kleinen Literaturen.
Prof. Dr. Schamma Schahadat, Slavisches Seminar, Tübingen
20.06.2024 'Writing across differences' in der Pädagogik: Walter Benjamins Dialektik des Bildes revisited
Prof. Dr. Karin Amos, Institut für Erziehungswissenschaft, Tübingen
27.06.2024 Neue Überlegungen zu Wissen und (Fremd-)Verstehen in der Soziologie
Prof. Dr. Marion Müller, Institut für Soziologie, Tübingen
04.07.2024 In den Kopf geschaut: Über das Erzählen von Innenleben in A. L. Kennedys Serious Sweet (2016)
Prof. Dr. Ingrid Hotz-Davies, Englisches Seminar, Tübingen
11.07.2024 Partizipative Forschung und partizipatives Schreiben als dekolonisierende Prozesse in der Sozial- und Kulturanthropologie
Prof. Dr. Karin Polit, Abteilung für Ethnologie, Tübingen
18.07.2024 Umkämpftes Wissen und Praktiken der Objektivität: Die Geschichte der Encyclopedia Africana
Jun.-Prof. Dr. Nadja Klopprogge, Seminar für Zeitgeschichte, Tübingen
25.07.2024 Das Selbst als ein*e andere*r: Ethische Fragen zum Wissen über Fremdheiten
Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn, Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften, Tübingen
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uni-tuebingen.de/universitaet/im-dialog/studium-generale/#c1634355Tickets
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