Geschichten im Mayerhöfle - Prof. Franz Brendle über das Fasten in früheren Zeiten
Die orthodoxe Kirche kennt einen allmählichen Übergang zur Fastenzeit. Zuerst wird angekündigt, dass es ab kommende Woche kein Fleisch mehr gibt, dann verschwinden bis Ostern Butter, Käse und Eier vom Speisezettel. Die katholische Kirche kennt diese Einstimmung auf die Fastenzeit nicht mehr, aber das Fasten wurde bis ins 15. Jahrhundert wie in der Ostkirche gehalten.
Veranstaltungsdetails
Eine erste Lockerung erfolgte 1491. Wenige Jahre später erteilte Papst Julius III. 1552 allen Gläubigen die Erlaubnis, Butter, Käse, Öl, Eier und Milch in der Fastenzeit zu essen. Der Einfluss der Reformation mag bei dieser Erleichterung eine Rolle gespielt haben. Einige Jahrzehnte früher war der heilige Franz von Paula († 1507) in dieser Frage ganz anderer Meinung. Er wollte keine Erleichterung des Fastens, sondern eine Verschärfung. Er wollte das strenge Fasten auf das ganze Jahr ausdehnen. Der Franziskanerorden, dem er angehörte, sollte in dieser Weise reformiert werden. Zwischen Fastenordnungen, welche die strenge Buße betonten, und Butterbriefen, die eine Lockerung darstellten, bewegte sich das frühneuzeitliche Fasten der Christen.