Für Bücherwürmer

Ein Besuch im Museum ist ein schöner Anlass, den Dichter neu zu entdecken und seine Bedeutung für die Gegenwart auszuloten. Das Museum enthält eine multimediale Dauerausstellung, die Einblicke in Hölderlins biografische Stationen in Tübingen gibt. Sie erstreckt sich über alle drei Etagen des Turms, macht Hölderlins Umgang mit Sprache und Rhythmus sinnlich erfahrbar und zeigt den Dichter als radikalen Arbeiter an der Sprache und als Inspirator für die Künste. Im angrenzenden Garten lassen sich Hölderlins Texte auf einer Gedichtlaufstrecke in Bewegung übersetzen.

Das kleine Kabinett in der legendären Heckenhauerschen Buchhandlung widmet sich den literarischen Wurzeln des weltberühmten Dichters und Nobelpreisträgers Hermann Hesse (1877–1962). Hier trat Hesse 1895 seine Lehre als Buchhändler an, fand nach krisenhaften Jugendjahren endlich zur inneren Ruhe und begann, sich intensiv der Literatur zu widmen. Am Ende seiner Lehrzeit veröffentlichte Hesse seine ersten Gedichte und legte damit das Fundament für seinen späteren Weltruhm als Schriftsteller. Das Kabinett lädt also ein zu einer Entdeckungsreise auf den Spuren der „Jugend des Dichters der Jugend“. 

Die mit dem Deutschen Buchhandlungspreis 2019 ausgezeichnete Buchhandlung Quichotte passt bestens zum Charme der Tübinger Unterstadt. Bei Wolfgang Zwierzynski findet der Bücherwurm ein besonderes Sortiment ausgesuchter Literatur kleinerer und innovativer Verlage. Lyrik, Philosophie, Kulturwissenschaften – eine anregende Mischung, hinter der die Überzeugung steht, mit Büchern die Welt doch ein bißchen verändern zu können. Für seine Kunden nimmt sich der Buchhändler aus Leidenschaft immer viel Zeit. Etwas, das rar zu werden droht.

Nach dem Motto: „In der Lyrikhandlung am Hölderlinturm finden Sie Bücher, die Sie nicht gesucht haben“, werden hier Gedichtbände moderner und antiquarischer Lyrik, sowie Biographien, Bildbände und Briefwechsel angeboten. Außerdem ist eine kleine Abteilung mit Papeterie und feinen französischen Lebensmittel angeschlossen. Sehr wichtig ist der Inhaberin Ulrike Geist außerdem, dass ihr Laden zum Stöbern und Schmökern einlädt und Raum für Austausch gibt, den sie auch bei verschiedenen Leseabenden anregen will. Ein Glücksfall für die Tübinger Literaturlandschaft!

Als der Tübinger Frauenbuchladen „Thalestris“ 1979 als Kollektiv gegründet wurde, befand sich die Frauenbewegung in einer Hochphase. Der weibliche Teil der Gesellschaft war dabei Frauenleben sichtbar zu machen, Hierarchien in Familie und Gesellschaft in Frage zu stellen und sich Räume zu schaffen. Einer dieser Räume war die Frauenbuchhandlung, Zutritt für Männer verboten. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Hölderlinturm, der Burse und dem Evangelischen Stift hat sich der kleine Frauenbuchladen an seinem angestammten Ort mit einer treuen Kundschaft bis heute behauptet. 

Bei Norbert Schuler taucht man in eine scheinbar längst verschwundene Bücherwelt ein. Denn sein Antiquariat besticht durch die Menge an Bücherstapeln, wohin man auch sieht. Sie wachsen stetig wie Stalagmiten vom Boden in die Höhe – und in den vielen Kisten schlummert immer noch Unausgepacktes. Zeit und Entdeckerlust ist, was man braucht, sich durch dieses Bücher-Sammelsurium zu graben und einen Fund zu machen.  

Das historische Nonnenhaus wurde 2008 mit dem Denkmalschutzpreis ausgezeichnet und gehört zu den herausragendsten Sehenswürdigkeiten Tübingens. Genau hier ist das kleine BuchKaffee Vividus mit einem sorgfältig ausgesuchten Sortiment beheimatet. Aber nicht nur die Literatur lädt zum Genuss ein, hier können Bücherfreunde fair gehandelte Biogetränke, Kaffees und Tees genießen – im Sommer sogar draußen im idyllischen Gärtle. Dann ist das hier sicherlich einer der schönsten Plätze in der Altstadt, um eine Atempause einzulegen – mit Buch + Kaffee!

Mit den Schwerpunkten Geisteswissenschaften, insbesondere Philosophie und Theologie sowie Literatur, gehört die Buchhandlung H.P Willi zum festen Bestand der Tübinger Bücherwelt. Verteilt auf zwei Räume, kam 1999 zum Handel mit dem Antiquarischen auch der Handel mit dem neuen Buch hinzu. Ein Highlight für den Buchhändler und promovierten Theologen H.P Willi war im Juni 2004 die Signierstunde von Jürgen Habermas im Laden, der anläßlich eines Vortrags in Tübingen war.

Supercalifragilisticexpialigetisch – so ist das Angebot bei Osiander Kids. Aufregende Welten voller Fantasie, freundliche Charaktere und fesselnde Abenteuer erwarten kleine Bilderbuchfans und junge Leser. Auf 200 Quadratmetern findet man hier alles, was das Leserattenherz begehrt: Von Bilderbüchern über Vorlese- und Erstlesebücher bis zu Romanen und Sachbüchern für Kinder und Jugendliche. Die Buchauswahl wird ergänzt von Hörbüchern, DVDs, einem tollen Spielesortiment und vielen Geschenkideen. Die große Sortimentsbuchhandlung befindet sich gegenüber.

Tübingen als „Stadt der Dichter und Denker” ist keine Floskel, sondern die pure Wahrheit. 40 ausgewählte Orte und Gebäude im gesamten Stadtraum wurden mit einer Literaturpfadplakette ausgestattet, um sie als literarischen Ort zu kennzeichnen und miteinander zu verknüpfen. Die Orte haben gemeinsam, dass sie materielle Zeugen der immateriellen Literaturgeschichte sind. Am besten lässt sich der Literaturpfad mit der dazugehörigen App begehen. Über die App kann der Literaturfreund Gedichte und kurze Prosastücke passend zu den einzelnen Stationen abspielen.